Modelleisenbahn-Ausstellung
Jedes Jahr von Oktober bis Januar zeigen wir Ihnen an bestimmten Sonntagen von 10:30 bis 12:30 unsere Anlagen direkt am Flensburger Bahnhof. Kommen Sie vorbei, hier ist vieles spannendes zu entdecken!
Die Geschichte des Modelleisenbahnclubs
Wenn schon Modellbahn, dann aber nicht allein zuhause, sondern in einem Club mit regelmäßigen Treffen Gleichgesinnter, Aufbau in einem Clubraum mit viel Platz, Teilung der Anschaffungskosten, gemeinsamen Bastelarbeiten. Und so gründeten sechs Flensburger am 1. Oktober 1952 den Modelleisenbahnclub Flensburg. Wie das Treffen verlief, ist nicht bekannt, nur der Ort: die „Harmonie“, das Vergnügungslokal der Flensburger in der Toosbüystraße. Auf ihrem Dachboden war viel Platz. Die Mitglieder wollten schnell Züge fahren sehen und entschieden sich für gekauftes Material. Mit Feuereifer gingen die Modellbahner an die Arbeit Die ersten Teile für den Unterbau entstanden.
Doch die Freude war nur kurz: Schon kurze Zeit später benötigte der Besitzer den Raum. Das war bei der künftigen Quartiersuche immer dieselbe Erfahrung: Nach kurzer Zeit meldete Eigentümer Bedarf für den Raum an, der Club musste wieder seine Sachen packen.
Trotzdem entstand im D-Zug-Tempo eine Anlage: Im Frühjahr 1953, ein halbes Jahr nach Baubeginn, ertönte der Abfahrtspfiff für den ersten Modellzug. Allerdings hatte die Landschaftsgestaltung so gut wie keine Bedeutung. Trotzdem waren ungefähr 10 000 Arbeitsstunden investiert worden. Zu Ostern 1953 konnten die ersten Zuschauer die Anlage bewundern: 50 Quadratmeter groß, Gleise mit einer Gesamtlänge von 300 Metern. Zu den Zügen kamen U- und Hochbahn sowie ein O-Bus. Die Verfeinerung der Anlage und die ersten Ausstellungen hatten eine angenehme Sogwirkung: Eine Mitgliederliste aus dem Jahr 1954 führt schon 25 Namen auf, an der Spitze Helmut Wieteck, der das Geschehen im Club über Jahrzehnte prägte.
Ein neuer Gedanke kam auf: Warum nicht mit der Modellbahn auf Tournee gehen? Die Umzüge hatten dafür gesorgt, dass die Anlage mobil war. Doch zunächst wollte der Club die Anziehungskraft während einer Ausstellung in der Heimatstadt testen. Der dafür gewählte Ort war originell: der hölzerne Pavillon der Gaststätte Marienhölzung, 1954 wurde dort die Anlage der Öffentlichkeit präsentiert – mit enormer Resonanz. Kurz nach Ausstellungsbeginn meldeten sich die Kino-Wochenschau, Zeitschriften und Zeitungen, um zu berichten. Die Flensburger Modellbahn wurde als die größte Norddeutschlands bekannt. Dann gingen die Modellbahner mit ihrer Anlage auf Reisen – nach Dänemark. Das Publikum aufgeschlossen und begeisterungsfähig. Der größte Erfolg: die Ausstellung in Kopenhagen im Oktober 1955. Die Zeitungen der dänischen Hauptstadt berichteten in großer Aufmachung über das „imponierende Spielzeug“. In knapp drei Wochen sahen etwa 90.000 Besucher die Anlage! Abzüglich der Kosten konnten die Mitglieder einen vierstelligen Betrag für die weitere Arbeit zurücklegen. Ebenfalls 1955 hatte auch die übrige Welt die Gelegenheit, die Modellbahn zu sehen. Eine US-Fernsehgesellschaft filmte sie für ihre 45 Millionen Zuschauer. Die Aufnahmen wurden auch in mehreren anderen Staaten ausgestrahlt. Noch ein Erfolg in jenem Jahr: Die Hobby-Zeitschrift „Miniaturbahnen“ berichtete in ihrem Oktober-Heft 1955 für alle Modellbahner in Deutschland über die Flensburger Anlage.
Weitere Arbeit zeichnete sich für den Club ab: Durch den häufigen Auf- und Abbau und den Transport in Bahnwaggons war die Anlage verschlissen, Reparaturen lohnten sich nicht mehr. So rückte ein Neubau in den Blick. 1956 begannen die Mitglieder mit dem Bau der neuen Anlage. Diesmal wollten sie sich mehr Zeit lassen, um mehr Arbeit und Mühe in die Ausschmückung zu stecken. Wieder wurde damals der Unterbau als trennbare 22 Platten errichtet. So konnte der Club 1957 an einer Hobby-Ausstellung in der Kieler Ostseehalle teilnehmen. Die Anlage war noch im Rohbau, zeigte aber schon viele technische Details: 21 Loks mit 15 Zügen auf über 300 m Schienen, 60 Weichen, 50 Signale, fast 400 Lämpchen. Gezeigt wurden auch ein Bahnbetriebswerk mit Lokschuppen und Drehscheibe, die Steuerung des Modellbetriebes erfolgte über ein Gleisbild-Stellpult und 6000 Meter Kabel. Rund 10.000 Arbeitsstunden erforderte der Bau. Der Materialwert wurde mit etwa 8.000 D-Mark benannt. Die erste Anlage wurde wahrscheinlich zerlegt und ausgeschlachtet. 1959 war die neue Anlage – die zweite in der Geschichte des Clubs – fertig und wurde den Flensburgern im November erstmals im Blauen Saal des Deutschen Hauses vorgeführt. Das „Flensburger Tageblatt“ titelte: „Größte Eisenbahn-Modellanlage Deutschlands“. Gezählt wurden 20.000 Besucher.
Dann wurde dem Club der heutige Raum angeboten, zunächst nur als verkommener Keller, in dem Wasser stand und die Kartoffelvorräte der Bahnhofsgastätte gammelten. Hier konnten die Anlagenplatten zunächst abgestellt werden. Vorsitzender Helmut Wieteck erreichte, dass die Bundesbahn dem Club diesen Keller zur Verfügung stellte. Endlich Platz für die aufgebaute Modellbahnanlage. Deshalb machten sich die Mitglieder mit Elan daran, den Raum auf Vordermann zu bringen. Am 25. Oktober 1967 konnte der Club dort die Ausstellung eröffnen. Das Flensbuger Tageblatt berichtete: Was die „Kellerkinder“ auf die Beine gestellt haben, verlangt Respekt und Anerkennung.“ Mit dem Einzug in den Clubraum hatte das Clubleben endlich ein solides Fundament. Jeden Herbst wurde bis zum Januar die Anlage vorgeführt, etwa 2000 Besucher kamen jährlich. Nach und nach wurde die Ausgestaltung verbessert. Diese Verschönerungen präsentierte der Club seinen Besuchern im Jahr des 25-jährigen Bestehens: zur Saison im Oktober 1977.
Die Entwicklung immer schönerer Modellfahrzeuge und Gebäude sowie die Veröffentlichung vorbildgerechter Modellbahnanlagen ließen bei mehreren Mitgliedern des Clubs den Gedanken aufkommen, eine ganz neue, zeitgemäße Anlage zu bauen. Auf einer gemeinsamen Reise 1977 fassten Gerd Lassen, Iver Schiller und Gerhard Nowc in der Eisenbahn- „Hauptstadt“ Nürnberg den Beschluss: Wir bauen. In der Jubiläumsbroschüre von 1977 wagten wir die Prognose, die neue Anlage fünf Jahre später erstmals zeigen zu können. Dass wir tatsächlich über 25 Jahre lang bauen und selbst im Jahr des 50jährigen Bestehens unseres Clubs, 2002, noch nicht fertig sein würden, hätten wir uns damals nie träumen lassen! Gleisplan und Gestaltung erarbeitete Gerd Lassen. Niemand von uns hat sich in die Bau- und Betriebsprinzipien der Bahn so hineinvertieft wie er.
Den Baubeginn packten wir im Herbst 1978 an. Stahlprofile aus dem Regalbau wurden zurechtgeschnitten und von Gerd Lassen verschweißt. Nach dem Einsatz war der Rahmen fertig für die modellbahnmäßige Gestaltung. In einer Ecke des Clubraums, höchst beengt neben der Vorführanlage. Wir gingen mit Feuereifer daran. Dieser Rahmen war für uns ein Übungsobjekt: Er trug bereits den kleinen Bahnhof „Dettingen“ an der eingleisigen Nebenbahn, ein Stück der zweigleisigen Hauptbahn und Landschaft, insgesamt eine gute Mischung, um die Fähigkeiten auszuprobieren.
Nach einem Jahr, zum Beginn der Vorführsaison 1979/80, den wir mit einigen Gästen feierten, konnten wir ein nahezu fertiges Segment vorzeigen. Allerdings: Zu dem Zeitpunkt wurde klar, dass wir aus Platzmangel den Bau der Anlage im Clubkeller keinesfalls schaffen konnten. Der damalige Leiter des Bahnbetriebswerkes Flensburg, Herr Eckhard Klein, machte uns den Vorschlag, den Anlagenbau in einer leeren Werkstatt des Betriebswerks fortzusetzen. Wir besichtigten den angebotenen Raum an der Rückseite des einstigen Lokschuppens und waren hellauf begeistert. Damit waren unsere Platzprobleme gelöst. So entstanden sechs Segmente bis zum Modell-Bahnbetriebswerk. Dann bot auch der Raum keinen weiteren Platz mehr. Helmut Wieteck hatte sich mit dem Gedanken abgefunden, dass die alte Anlage im Clubkeller Platz machen sollte für die neue. Er fand einen Interessenten. Nach der Ausstellung 1983 begann die Demontage durch unsere Jugendgruppe. Am 23. Dezember 1983 legte Helmut Wieteck sein Amt als Vorsitzender nieder, die Mitglieder wählten Gerd Lassen zu seinem Nachfolger. Er ernannte Helmut Wieteck zum Ehrenvorsitzenden, der uns für den Weiterbau einen großen Teil des Erlöses aus dem Verkauf der alten Anlage zur Verfügung stellte. So konnten wir den Umzug der neuen Anlage anpacken. Die Segmente wurden voneinander getrennt, zünftig in einen Güterwagen geladen und mit einer Rangierlok zum Gebäude gefahren. Der Umzug verlief perfekt.
Das nächste Ziel war gesteckt: Im Oktober 1984 fand der „Tag der offenen Tür“ aller Flensburger Bundesbahn-Dienststellen als Beitrag zum Stadtjubiläum statt. Der Modellbahnclub war dabei und die Resonanz auf unsere neue Anlage war großartig, auch wenn noch die beiden Bahnhofs-Segmente fehlten. Wir verzeichneten 900 Besucher. In der Mitte der 1980er Jahre entstand der Bahnhof der Anlage, die damit weitgehend fertig wurde. Dann begannen wir ein wichtiges Projekt: die Verglasung. So konnten die Modellbahn und die Züge vor Staub und unerwünschtem Zugriff geschützt werden. 1988 gelang es uns, ein Teil des an den Clubraum anschließenden Kellers anzumieten und als gemütlichen Clubraum zu gestalten.
1989 begann eines der größten Einzelvorhaben beim Bau der Anlage: der Bau der beiden Stellpulte nach Vorbild der DB. Hunderte von Strippen wurden zur Verbindung der Pulte mit der Anlage gezogen. Ein schwerer Verlust traf den Club am 28. Juni 1990: Helmut Wieteck verstarb an einem Herzanfall.
Um das 50jährige Bestehen unseres Clubs zu feiern, luden wir am 15. November 2002 zu einem Empfang ein. Weitere Feiern standen am 1. Dezember 2002 an, an denen wir uns beteiligten: 75 Jahre Flensburger Bahnhof und Bahnhofsmission, Neugestaltung des Bahnhofstunnels.
Nach fast 25 Jahren Bauzeit konnten wir unseren Besuchern eine Anlage „aus einem Guss“ zeigen. Der alte Spruch „Eine Modellbahn wird niemals fertig“ zeigte sich auf unserer Anlage jedenfalls nicht mit Ecken, in denen noch das nackte Sperrholz sichtbar war.
In den folgenden knapp 20 Jahren zeigte sich eine negative Entwicklung: Die Modelleisenbahn verlor ihren Rang als attraktives Spielzeug, elektronische Medien liefen ihr den Rang ab. Wir bekamen diesen Trend dadurch zu spüren, dass sich kaum noch Jugendliche für dieses Hobby interessieren. Eine gewisse Überalterung ist die Folge mit der Konsequenz, dass Krankheiten und Behinderungen die Einsatzfähigkeit einschränken. Doch keine Frage: Die Tür unseres Clubraums steht für jeden Interessierten weit offen.
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